Die Lungenkrankheit Tuberkulose zählte einst zu den tödlichsten Krankheiten, auch in Deutschland – nicht umsonst sprach man vom „weißen Tod“. Heute wirkt die Krankheit oft wie ein Phänomen der Vergangenheit und in der Tat ist die Krankheit über die Jahrzehnte sehr selten geworden, zumindest in Deutschland. In den vergangenen Jahren lagen die Fallzahlen bei rund 4.000 bis 4.500 Fällen. 2015 und 2016 allerdings kam es zu einem Anstieg auf rund 6.000 Fälle und auch 2022 wurden erneut steigende Zahlen verzeichnet. Diese Tendenzen decken sich auch mit den Erfahrungen der Klinik für Pneumologie am Caritas-Krankenhaus St. Maria, der ehemaligen Klinik Donaustauf –wenngleich die Steigerungen der Fallzahlen verglichen mit den bundesweiten Werten hier mit leichter Verzögerung verzeichnet wurden. Bevor wir herausfinden, wie es zu diesen Entwicklungen kommt und ob diese Grund zur Sorge bedeuten, klären wir, mit welcher Krankheit wir es zu tun haben.
Tuberkulose: Infektion und Heilung
Wenn wir von Tuberkulose (Tbc) sprechen, ist in der Regel von Lungentuberkulose die Rede. Tuberkulose wird durch Bakterien verursacht. Global betrachtet zählt sie neben HIV und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich fast elf Millionen Menschen an der Lungenkrankheit. Die Übertragung erfolgt über Aerosole, also feinste Erregertröpfchen in der Luft. Dabei sind Kranke nicht sofort ansteckend. Die Tuberkelbakterien werden erst ausgehustet, wenn sie die Lunge schon so weit geschädigt haben, dass Höhlen, sogenannte Kavernen, entstanden sind. Wird Tbc nicht rechtzeitig diagnostiziert und entsprechend behandelt, kann die Krankheit die Lunge in einem Maße zerstören, dass kein Atmen und kein Gasaustausch mehr möglich ist. So kann eine Infektion schleichend zum Tod führen. Gerade in Ländern mit unzureichender Gesundheitsversorgung ist dies auch heute noch häufig der Fall. Laut WHO sterben jährlich mehr als eine Million Menschen an Tuberkulose.
In Deutschland dagegen kann eine Diagnose in der Regel zügig gestellt und die Krankheit gut medikamentös behandelt werden. Die Auswahl an wirksamen Antibiotika ist allerdings begrenzt. Gleichzeitig stellen multiresistente Bakterien, also Krankheitserreger, die sich nicht mit den üblichen Medikamenten bekämpfen lassen, weltweit ein enormes Problem dar. Um zu verhindern, dass neue Antibiotikaresistenzen entstehen, setzt man daher auf eine Kombinationsbehandlung mit mehreren Substanzen, die sich über mehrere Wochen und Monate zieht, wenngleich die Wahrscheinlichkeit, sich in Deutschland mit einem resistenten Erreger zu infizieren, bisher sehr gering ist.
Tuberkulose als globale Herausforderung
Die weltweiten Migrationsbewegungen und touristischen Aktivitäten tragen dazu bei, dass sich auch Krankheitserreger in kürzester Zeit auf der Erde verbreiten. So erklärt auch das Robert-Koch-Institut* den erneuten Anstieg der Fallzahlen in Deutschland 2022 als migrationsbedingte Entwicklung.
„Glücklicherweise haben wir in Deutschland eine niedrige Inzidenz und können die Patientinnen und Patienten an erfahrenen Zentren sehr gut behandeln“, ordnet Prof. Dr. med. Maximilian Malfertheiner, Direktor der Klinik für Pneumologie am Caritas-Krankenhaus St. Maria, die Situation ein. Bei weniger als 10 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohnern darf Deutschland, auch trotz der zwischenzeitlichen Anstiege der Fallzahlen, klar als Niedriginzidenzland gelten. Ebenso bieten die Entwicklungen hierzulande keinen Grund zur Sorge.
Global gestaltet sich die Lage jedoch kritischer, denn in anderen Teilen der Welt verhindern eine unzureichende Gesundheitsversorgung und Armut eine weitere Eindämmung der Krankheit. Vor allem die Philippinen, Indonesien und Indien sowie Länder des südlichen Afrikas sind stark betroffen. „Die Tuberkulose ist weltweit immer noch eine sehr häufige Todesursache“, bestätigt auch Prof. Dr. med. Malfertheiner. Die Problematik um multiresistente Bakterien verschärft diese Thematik. Vor dem Hintergrund der weltweiten Vernetzung muss der Tuberkulose daher umso mehr als globaler Herausforderung begegnet werden – am Internationalen Tuberkulosetag und darüber hinaus.
Quellen:
RKI-Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2022
RKI - Zahl des Monats - Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland